Von Sofas und Suppenhühnern
Ich liege auf dem Sofa. Neben mir mein kleiner Sohn, der schon fast so groß ist wie ich. Meine linke Hand ist in seine rechte gefaltet, seine linke Hand ruht oben auf. Er atmet laut durch den Mund. Er ist ziemlich müde und erkältet. Wenn er erkältet ist, wird er wieder ganz klein. Und ich werde größer.
Ich liege entspannt und habe meine Augen geschlossen. Das ist ein kleiner Trick von mir, damit er einschläft. Das mache ich so seitdem er auf der Welt ist. Hat allerdings noch nie funktioniert. Er lässt sich nämlich nicht austricksen.
Bevor wir so dalagen, wollte ich eigentlich in Ruhe nur für mich ein Bad nehmen. Ein kleiner Mann mit Decke im Schlepptau und ein zotteliger Hund mit heraushängender Zunge folgten mir ins Bad und legten sich hechelnd und Hörspiel hörend um die Badewanne herum. Ehrlich gesagt: Was für eine wundervolle Variante der Me-Time - ich drehe das M auf den Kopf und habe eine We-Time.
In einer anderen mentalen Verfassung hätte ich mich über meine gestörte Ruhe geärgert, aber heute nehme ich es als Kompliment.
Wie damals in der Küche meiner Oma, die am Herd stand und wir Enkel malend, spielend und lesend um sie herumwuselten. Heute war die Badewanne der Ofen und ich eine Mischung Suppenhuhn und meiner eigenen Oma.
Diese Momente sind für mich die schönsten des Mutter-Seins. Alle ruhen in sich, alle sind glücklich.
Und es gibt noch eine Art der schönsten Momente: Die Momente der absoluten Freiheit. Freiheit bedeutet für mich nicht nur auf sich schauen zu können, um zu tun und zu lassen, was man will. Klar ist es super, mal ein paar Stunden nur für mich zu sein oder wenn mein Mann alleine wandern fahren kann oder mein Sohn allein den Schulweg schafft! Ja, das ist wahrlich wunderbar!
Aber Freiheit ist eine Entscheidung, die man auch für das Zusammensein fällen kann. Wenn wir am Wochenende alle zusammen sind und doch jeder seinen eigenen Interessen nachgeht - das mag ich so sehr. Dann spielt der Kleine stundenlang Playmobil, mein Mann liest und ich räume irgendwas um, nachdem ich Yoga gemacht habe und mich kurz draußen mit einer Freundin auf einen Kaffee getroffen habe. Zwischendurch reden wir miteinander, unser Sohn erklärt uns, dass die Piraten jetzt gleich die Ritter angreifen, mein Mann liest mir ein Zitat aus einem Buch vor und ich erzähle einen Witz, über den nur mein Sohn lacht, weil mein Mann Witze nicht witzig findet. Und dann lassen wir uns auch wieder in Ruhe. Man könnte auch sagen: wir respektieren uns.
So, und jetzt respektiere ich, dass ich meinen Sohn nicht austricksen kann. Er hat nicht mehr tagsüber geschlafen seit er vier Jahre alt war und generell noch nie, weil ich so getan habe als schliefe ich.
Stattdessen komme ich auf die Idee des Suppenhuhns zurück und koche ihm eine Hühnersuppe zum Gesundwerden. Damit er ganz bald wieder ein Stück größer wird und seine Freiheit auch ohne die mir schmeichelnde Obhut seiner Mutter genießen kann.
Kennt ihr übrigens Lynn Hofer? Sie hat eine vegetarische Hühnersuppe entwickelt. Gut für mich, weil ich kein Fleisch esse.
Hier findet ihr das Rezept für die Anti-Erkältungssuppe. Wenn ihr mehr von Lynns Ernährungstipps hören wollt, dann könnt ihr das zum Beispiel in meinem Podcast
Fünf zu Eins tun.