Heroine of my week

Tina war schon immer der laute Part von uns beiden. Und Tina war schon immer meine beste Freundin. Beides wird sich nie mehr ändern. Wenn sie in einen Raum kommt, ist es wirklich wie im Film. Jeder hängt an ihren Lippen und selbst der obercoolste Oberkellner, der niemals sein Pokerface ablegt, lächelt innerhalb von Sekunden und gibt uns den besten Tisch.

Wir sehen uns viel zu selten, da sie in Köln wohnt und ich in Berlin, da sie drei Kinder hat und alle Hände voll zu tun und ich eben auch.

Aber diese Woche haben wir uns gesehen. Sie war in Berlin. Nicht, um mich zu besuchen, sondern um sich selbst zu besuchen. Den Teil von sich, der im Alltag oft zwischen Brotboxen packen, Elternabende besuchen und das Leben für sich und ihre Familie mit einem bewundernswerten Elan zu meistern, untergeht.

Doch jetzt ist sie sehr mutig ausgebrochen aus den Pflichten und hat etwas für sich getan, das ganz viel Mut erfordert. Sie hat ihre leicht eingestaubte Leidenschaft, das Singen, ausgepackt und hat sich mit ihr in den ICE gesetzt, der sie zur finalen Vorauswahl von The Voice of Germany brachte. Ich glaub ich habe leise gekreischt, als sie mir davon erzählte, denn im Gegensatz zu Tina bin wirklich leise. Mir ist sofort durch den Kopf gegangen, dass ich mich das wirklich nie und nimmer trauen würde. Was würden “die anderen” von mir denken? Von den Redakteuren über die anderen Kandidaten bis hin zur Jury. Und am wichtigsten natürlich: Mein Umfeld. Tina ist das egal. Oder sagen wir, sie legt den Schwerpunkt anders. Sie denkt nicht daran, ob das konform geht mit ihrem Job als promovierte Juristin, als Mutter oder mit welcher sonstigen Rolle auch immer. Sie freut sich über die Herausforderung, über den Wettbewerb, darüber, dass es einen Moment lang nur um sie geht. Selbstliebe on fleek!

Was mich freut und mir ein Vorbild ist: Sie guckt über den Tellerrand und es bleibt nicht beim Gucken - sie springt über eben jenen und damit auch über sich hinaus. Auf ins Ungewisse, getrieben von Neugier und Abenteuerlust. Egal, was die anderen sagen. Ich bin mir sicher, die anderen sagen einfach JA.

Ich drück dir so die Daumen, dass du es ins Studio schaffst, noch viele tolle Tage mit viel Musik, neuen Begegnungen, Herausforderungen und Spaß und Leidenschaft hast. Ich werde in der ersten Reihe sitzen und wieder kreischen. Aber diesmal so laut ich kann - versprochen!

Stephanie Hielscher