Über die Bedeutung von Fehlerchen

Das war ein Fehlerchen, das mir letzte Woche Samstag sehr ins Auge gesprungen ist. Der Betreff meines Newsletters hatte ein Fehlerchen. Ganz offensichtlich und so gar nicht versteckt. Bei der Korrektur der Fehlerchen, die sich im Fließtext verstecken könnten, hilft mir (DANKE!!!) meine Schwägerin Mareen. Sie ist Lehrerin und von Berufswegen auf das Erkennen von Fehlerchen spezialisiert. Den Betreff hatte ich ihr nicht geschickt - mein Fehlerchen…

Aber was ist ein Fehlerchen überhaupt und warum ist ein Fehlerchen nicht einfach ein Fehler? Ein Fehlerchen ist ein Minifehler, der niemandem wehtut oder verletzt, der ärgerlich ist, aber keine großen Konsequenzen nach sich zieht. Man muss sich für ein Fehlerchen nicht unbedingt entschuldigen, denn dabei kommt man sich ein bisschen zu überkorrekt vor.

Meine Fehlerchenkultur begann sehr früh. In der Schule machten wir gleich in der ersten Klasse neben dem lebenden Lehrpersonal Bekanntschaft mit Uli, dem Fehlerteufel. Eine rote, runde, komische Figur mit bösem Blick. Und hässlich war er auch, der Uli. Eben ein richtiger Teufel! Mit dem will man nichts zu tun haben. Da habe ich Uli und die Fehler lieber gemieden und bin in die Rolle der strebsamen Klassenbesten gerutscht. Lange funktioniere ich allerdings nicht unter Druck und das Strebertum hat sich in meiner weiteren Schullaufbahn dann langsam aber stetig soweit ausgeschlichen, bis ich mir von Uli gar nichts mehr hab sagen lassen und mein Abitur gerade so mit Ach und Krach bestand.

Meinem Sohn versuche ich zu vermitteln, dass Fehlerchen eine sehr gute Seite haben. Setzt man die Buchstaben des Wortes Fehler anders zusammen, liest man auf einmal etwas viel Schöneres: Helfer. Und so ist es ja. Wenn wir etwas falsch machen, haben wir die Chance es bei genauerer Betrachtung richtig zu verstehen. Kann da mal jemand für die Schulkinder von heute eine freundliche und lustige Helferfigur malen?

Ich habe mich früher über Flüchtigkeitsfehler sehr geärgert. Also nicht wirklich über die Fehler, sondern über mich. Weil ich nicht gut genug war, um alles so zu machen, wie es von außen für richtig erachtet wurde.

Das mache ich aber nicht mehr. Erstens, weil ich versuche, mich mit fortschreitendem Alter nicht so viel über mich zu ärgern und zweitens finde ich, dass diese Fehlerchen eine gewisse Leichtigkeit und Spielfreude in meinen Alltag bringen.

Ich denke nicht so viel nach, ich schreibe einfach los. Oder ich mache einfach, fange etwas Neues an. Dabei passieren Fehlerchen, aber ich gehe los und komme weiter.

Wer krampfhaft versucht, Fehlerchen zu vermeiden, der vermeidet dabei leider auch die Chance auf Weiterentwicklung.

Für die kleinen Fehlerchen benutze ich lieber einen Tintenkiller, als das Blatt weiß zu lassen.

In diesem Sinne erkläre ich diesen 26. Februar zum Welttag der Fehlerchen.

Ordentliche Tintenkiller für spätere mögliche Korrekturen gibt es hier. Los geht´s!

Stephanie Hielscher